Das Stück, welches ich mir angesehen hatte, hatte mir nicht gefallen. Es war schlecht besetzt worden. So war es für mich einfach nur schlecht gewesen. Mittlerweile war es schon stockdunkel geworden. Meinen Mantel zog ich eng um das doch recht wenig wärmende Kleid. Das Korsett war zu eng geschnürt. Schon den gesamten Abend dachte ich daran.
Gemeinsam mit meinem Mann ging ich die Straße entlang. Die dunklen Gassen machten mir doch Angst, so hatte ich mich nicht nur untergehakt, sondern hielt mich auch noch fest.
Was würde ich jetzt dafür geben, zu Hause zu sein, aus dem Korsett zu entfliehen und meine Haare von den Haarnadeln befreien. Danach wollte ich einfach nur nach meinen Kindern sehen und ins Bett fallen.

Die reine Langweile hatte mich nach draußen getrieben, ein Theater war für den heutigen Abend angestanden und so hatte ich mich unter die Menschen gemischt. Das Schauspiel war nicht so wirklich interessant, viel mehr die Wohlhabenden Menschen die sich dieses schreckliche Schauspiel ansahen. Die älteren schloss ich direkt aus und je weiter ich mein potentielles Opfer suchte blieb mein Blick an einer Jungen Frau hängen.
Sie schien sich etwas zu langweilen und alles andere als wohl in der engen Kleidung zufühlen. Mein ganzes Augenmerk lag nun nur noch auf dem Menschenweib, sie war dazu auserkoren eine der unseren zu werden. Ja unser Zirkel war noch klein und musste wachsen, wieso sollte ich meinen Bruder dann nicht mit einem Geschenk überraschen.
Schon vor dem Ende des Stückes suchte ich die Gasse nach der optimalen stelle ab und musste nur noch warten bis die Frau des Wegen kam. Sämtliche Menschen manipulierte ich soweit bis ich sie schließlich sah, eng an einen Mann gepresst. Er war schnell mit den Gedanken woanders und löste sich von der mir fremden Frau. "Wer sind sie, was wollen sie von mir?" sagte er empört, löste sich und ging schnellen schrittes von seiner Frau weg. Für ihn war sie eine Fremde und würde sie so auch nicht weiter vermissen, dies war meine gelegenheit.

Sprachlos sah ich meinen Mann an. Was war in ihn gefahren? Dass er mich nun erschrecken wollte, fand ich nicht gut. "Liebling, nicht jetzt und hier. Ich möchte nicht spaßen. Es ist kalt und ich möchte nach Hause", bat ich ihn zur Vernunft zu kommen. Doch er schien es wirklich ernst zu meinen. "Schatz? Was...? Lass mich hier nicht alleine", flehte ich schon fast. Ich versuchte ihm zu folgen, doch er war viel zu schnell. Es dauerte nicht lange und ich war alleine.
Das war alles andere als gut. Einer Frau konnte viel zu viel nachts alleine passieren. Mehr aus Angst als aus Kälte, zog ich meinen Mantel enger um mich. "Er kann mich doch nich hier alleine lassen", sagte ich leise und setzte meinen Weg weiter fort. Etwas anderes konnte ich nun jetzt auch nicht tun.
Ich mocht gar nicht daran denken, was alles in den dunklen Gassen lauerte. Obwohl die Straße, auf der ich im Moment ging, auch nur von dem Mond erhellt wurde.

In den letzten hunderten von Jahren hatte ich gelernt wie man sich am besten verhält und ja heute holte mal meinen ganzen Charm heraus. Versteckt in einer dunklen seitengasse war ich auf den ersten Blick nicht zu sehen, es reichte mir aber aus um alles genau sehen zu können. Wie der Mann sich von der Frau löste und sie einfach in der dunklen Gasse stehen blieb und ihrem Mann hinterher rief. Dieser dachte nicht daran stehen zu bleiben und war in der Gasse verschwunden, da wurde es Zeit für meinen Auftritt "Bühne frei" murmelte ich und setzte ein lächeln auf.
Die entsetzte Frau lief nicht weit vor mir und ich konnte erkennen wie sie den Mantel enger zog, ich hatte sie schnell eingeholt "Verzeihen sie Miss, ich habe nicht lauschen wollen - doch war ich direkt hinter ihnen" sprach ich sie an und tauchte neben ihr auf. Meinem Aufzug nach war ich der Zeitepoche passend angezogen. Ein wenig besser, da ich mir um Geld keine Sorgen machen musste.
"Darf ich sie durch die dunkle Gasse geleiten, nicht das ihnen etwas passiert" oh ja ich konnte sehr gut schauspielern. Zur not würde auch ich sie manipulieren müssen, sollte sie sich zieren.

Ich sah mich immer wieder ängstlich um. Es gab hier nichts außer der Schatten, die mich schon genug ängstigten. Ich spürte, wie schnell mein Herz schlug. Das Korsett war dabei nicht sonderlich hilfreich.
Als mich jedoch plötzlich eine tiefe männliche Stimme ansprach, erschrak ich so sehr, dass ich einer Ohnmacht fast nahe kam. "Ich... ich...", brachte ich nur überrumpelt heraus. Dazu kam, dass dieser Mann perfekt aussah. Ich erlangte nur etwas später die Fassung wieder. "Ja, ich weiß nicht, was in meinen Mann gefahren ist", antwortete ich ihm und versuchte wieder etwas gefasster zu wirken. "Habt vielen Dank, Mr." Seine Kleidung versprach mir, dass er ein Mann mit Ansehen und Reichtum war. So hatte ich auch keine Zweifel daran, dass er mich nicht sicher hier hinaus brachte.

Die reaktionen welche von der jungen Frau ausgingen, waren deutlich zu spüren. Ihr Herz schlug schneller als gewöhnlich, was darauf zu schließen lies das ich sie wirklich erschreckt hatte. "Verzeihen sie Miss, ich hatte nicht vor sie zu Tode zu erschrecken, wirklich nicht" ich sah sie mir genauer an, eine wirklich junge hübsche Frau die einen so einfachen Mann nicht verdient hatte. Wahrlich war sie für höhres bestimmt, zumindest in meinen Augen. "Wenn ich mich eben vorstellen dürfte, Marcus Malcontents" der Name sollte eigentlich schon ein begriff sein. Waren Caius und ich doch bekannt für unseren Wohlstand und dem Anwesen etwas höher gelegen.
"Wenn sie wollen, geleite ich sie gerne zu meiner Kutsche und bringe sie nach Hause? Es wäre eine Schande sie hier alleine zurück zu lassen Miss" all meinen Charme ließ ich spielen. Denn in der Kutsche würde ich ein wenig knabbern und etwas süßes zu mir nehmen, wenn Ihr Geist offen für mich zugänglich.
Für mich war es ein leichtes die Menschen das tun zu lassen was sie wollten und ja diese junge Frau würde ebenfalls ihren Mann und vielleicht die Familie vergessen.

Leicht schüttelte ich meinen Kopf. "Es ist nicht eure Schuld", antwortete ich und es entlockte mir ein Lächeln, dass er sich dafür bei mir entschuldigte.
Als mir seinen Namen zu Ohren kam, war ich doch überrascht. Auf so einen mächtigen Mann zu treffen, hatte ich nicht gedacht, als ich mich für den Abend fertig gemacht hatte. Aber ich schon damit rechnen können, als er auf mich zutrat. "Es freut mich Euch kennen zu lernen. Mein Name ist Anastasia Williams", antwortete ich.
Lächelnd sah ich zu Mr. Malcontents hinauf. Die Angst war wie weggeblasen. "Es wäre mir eine Ehre", antwortete ich ihn und ließ mich vollkommen in seinen Charm ein.

"Miss Anastasia Williams" ließ ich den Namen über meine Zunge gleiten, sie lächelte mich an und mit sicherheit wusste wenn sie hier neben sich stehen hatte. "Sehr schön, es wäre schade gewesen, sie nach diesem unerklärlichen Vorfall hier all den Gefahren aus zusetzen" wie ein Gentleman bot ich ihr meinen rechten Arm an. Da meine Kutsche am anderen Ende der Gasse auf mich wartete, sie war geschlossen und verbarg so die neugierigen Blicke. Meinem Bruder und mir kam dies immer sehr gelegen, wenn wir uns einen Leckerbissen auf der Fahrt gönnten.
Langsam schritten wir auf das Ende der Gasse zu, bisher hatte ich sie noch nicht beeinflussen müssen. Dies würde gewiss erst in der Kutsche passieren müssen, dem Fahrer brauchte ich keine Anweisungen zu geben. Mein Mensch war so beeinflusst das er nicht sprach und die anderen ihn für stumm hielten. "Sehen sie da vorne wartet schon die Kutsche auf uns" - "Miss William, wie hat ihnen denn das Stück gefallen?" ein wenig ablenken war schon sinnvoll und so konnte ich sie direkt in ein Gespräch verwickeln.

Sein Charm und gutes Aussehen macht mich verlegen, als er meinen vollen Namen aussprach. Er war absolut ansprechend. Auch für eine verheiratete Frau.
"Vielen Dank, Mr. Malcontents. Ich hoffe, mich dafür einmal revanchieren zu können", bedankte ich mich und hakte mich bei ihm unter. In diesem Moment fühlte ich mich einfach sicher. So machte es mir auch nichts aus, durch diese Gasse zu gehen.
Bei seinen Worten, erblickte ich auch schon eine Kutsche. Sie spiegelte das wieder, was auch Mr. Malcontents darstellte.
Als er das Stück ansprach, musste ich lächeln. "Nun, das Stück war in meinen Augen gut geschrieben", fing ich an und sah, dass wir bei der Kutsche angekommen waren, "Nur wenn Ihr mich fragt, die Auswahl der Schauspieler, war keine überragende Leistung."

Ein heimtückisches lächeln zierte mein glattes, perfektes Gesicht "Ich bin mir sicher das sie sich irgendwann revanchieren können, Miss Williams" Schneller als du denken kannst Liebes, es wird nicht mehr lange dauern Dem Kutscher gab ich eine unbemerktes Zeichen, während ich die Türe zur Kutschkabine öffnete und Ihr eine Hand reichte. "Bitte nach Ihnen Anastasia" Die fahrt würde direkt zu meinem Anwesen gehen, mit einem kleinem Umweg das ich alle Zeit der Welt hatte.
Hinter mir die Türe schließend nahm ich rechts von meinem weiblichen Opfer platz "Er wird uns noch ein wenig umher fahren, so eine Kutschfahrt bei Mondlich bekommt man nicht täglich, nicht wahr?"
Noch war sie willig, was aber nicht bedeutete das es schon bald anders verlaufen könne Anastasia, du bist Witwe, alleine und sehnst dich nach einem Mann diese ersten Worten setzte ich ihr ein. Ließ sie wirken bis ich mir sicher sein konnte, erst dann ging ich weiter.
"Zum Stück, da muss ich ihnen völlig recht geben - die Besatzung war wirklich nicht sehr hervoragend. ich persönlich könnte nicht auf einer Bühne stehen und vor so vielen Menschen etwas ausführen. Sie Miss Williams?" dabei sah ich so prüfend an.

Dankbar ergriff ich seine Hand und stieg in die Kutsche. Sie war von innen genauso glamourösen wie von außen. Ich nahm Platz und strich mein Kleid glatt. Schließlich sollte man bei so einem Mann einen guten Eindruck hinterlassen.
Vorerst wollte ich dieses Angebot ablehnen und ihn bitten, mich einfach nach Hause zu begleitet. Doch plötzlich änderte es sich. Ich hatte keine Kinder mehr, mein Mann war tot und ich war nur alleine, wenn ich nun nach Hause fahren würde. Mein Blick ging zu dem gutaussehenden Herren neben mir.
"Wie könnte ich dieses Angebot abschlagen? ", fragte ich ihn eher rhetorisch und öffnete meinen Mantel. Das Dekolleté war für diese Zeit etwas gewagt und wurde durch mein Korsett nur noch unterstützt. "Mr. Malcontents, wenn Sie mir die Frage erlauben, warum sieht man Sie nicht in festen Händen? Ein Mann wie sie muss doch gewiss genug Frauen haben, die liebend gerne an ihrer Seite wären."
Ich schüttelte leicht den Kopf. "Nun, ich könnte nicht schauspielern. Es gelingt mir jedoch eine Rede zu halten. "

Einen Mantel hatte ich keinen um, welchen ich hätte öffnen müssen - war mir das Wetter eher nebensächlich. Jedoch glitt mein Blick über das Dekolleté der jungen Frau an meiner Seite. Hmm eine sehr verlockende Einlaudung Von der Brust, glitt der Blick höher auf den blanken Hals unter der Haut schlug gleichmäßig die Hauptschlagader.
Da vernahm ich ihre Stimme und sah sie direkt an, sicher dass sie sich an nichts mehr erinnern konnte lächelte ich sie an. Oh ja, ich war der perfekte Schauspieler wenn ich nur wollte. "Es erfreut mich zu hören, dass sie mich noch ein wenig begleiten, bevor mein Kutscher nach Hause fährt" die fahrt selber war stellenweise ein wenig unsanft. Die Straßen waren nicht die besten, doch warum sich doe mühe machen und laufen.
Mit ihrer Frage hatte sie mich für einen Augenblick völlig überrascht "Oh natürlich, sagen wir so nach dem plötzlichen versterben meiner Frau, legte ich nicht mehr viel Wert auf weibliche Gesellschaft" sie mochte recht haben, genug willige Frauen gaben es die sich mir anboten. Nicht mit wenigen hatte ich meinen Spaß gehabt, mir einfach genommen was ich wollte, nur das würde ich ihr nicht erzählen.
"Ja schauspiel liegt nicht jedem da muss ich ihnen recht geben Anastasia" noch immer überlegte ich wie es am besten anstellen das sie nicht misstrauisch wurde.

Leicht lächelte ich. "Nun, Sie sind meine Rettung, Mr. Malcontents. Ich möchte nicht wissen, welche Gestalten sich in den dunklen Gassen aufhalten. Und ich möchte Ihnen auch nicht meine Gesellschaft entziehen, wenn Sie mir dies anbieten. Zu Hause erwartet mich zur Zeit niemand." So war die Kutschfahrt mir doch gerade recht.
Kurz senkte ich meinen Blick. "Oh das tut mir leid. Es war nicht sehr taktvoll von mir. Jedoch kann ich Ihre Situation verstehen", entschuldigte ich mich, "Vor einiger Zeit ist mein Ehemann verstorben."
Schauspielern konnte ich gar nicht. "Nun, wie ich finde, sollte man es dann auch nicht ausüben. Sonst wirkt sich das schlecht auf das Stück aus. So wie heute Abend."

Innerlich grinste ich nur, wenn das arme ding wusste neben was sie saß.
"Sie sind zu jung um Zuhause zu sitzen Miss Williams" meinte ich nur und drehte mich leicht zu ihr, gerade soweit das noch etwas platz zwischen uns war. "Bitte entschuldigen sie sich nicht, woher sollten sie auch wissen das ich Witwer bin" erneut setzte ich meine Maske auf. Ihr Mann war nicht tot, ebenso Ihre Kinder nur konnte sich niemand an den anderen erinnern. "Das tut mir leid Anastasia, gerade jetzt sollten sie sich ein wenig ablenken und die Kutschfahrt genießen"
Du leidest nicht sonderlich unter deinem Verlust, freiwillig ziehst du deinen Mantel aus und legst mir den Hals frei um sie nicht zu erschrecken sah ich sie an. Die Gedanken hatte ich währenddessen in Ihr Unterbewusstsein gesetzt.
"Nicht leicht in der heutigen Zeit alleine zu sein, doch meine Frau wird immer in meinem Herzen weiter leben"
Du wirst nichts unternehmen, wenn ich ein wenig an deinem Hals knabbern werde fügte ich weiter in das Unterbewustsein. Viel Zeit hatte ich nicht mehr und so musste ich mich beeilen, immerhin wollte ich von Ihr getrunken haben .. bevor wir im Anwesen an kamen.

Leicht nickte ich. "Ich versuche, in Gesellschaft zu bleiben. Alleine zu sein, ist keine Option. So vereinsamt man viel zu schnell." Ich sah ihn an. "Ich genieße es, vollkommen", antwortete ich ihm, "Sie müssen sich ebenso wenig entschuldigen. Es ist nicht so, dass ich trauere."
Mein Blick lag auf ihm. So hielt er mich förmlich gefangen. Ohne überhaupt irgendein Wort zu sagdn, legte ich meinen Mantel ab.
Meinen Kopf hob ich an, sodass mein Hals vollkommen frei lag. Es hätte auch hochnäsig aussehen können.
"Es ist wirklich nicht gut alleine zu leben." Lächelnd betrachtete ich ihn.